Stenografenverein 1925 Treysa e. V. Aus- und Fortbildungsstätte für Tastschreiben | PC-Anwendungen | Büro- und Sekretariatstechnik | Stenografie || Museum historischer Schreibmaschinen || Fachbibliothek
Aus- und Fortbildungsstätte für Tastschreiben | PC-Anwendungen | Büro- und Sekretariatstechnik | Stenografie || Museum historischer Schreibmaschinen || Fachbibliothek

Stenografenverein erinnert an Peter Mitterhofer

Am 20. September jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag von Peter Mitterhofer. An den Erfinder der ersten noch erhaltenen Schreibmaschinen erinnert der Stenografenverein 1925 Treysa e. V.

Peter Mitterhofer wurde am 20. September 1822 in Partschins, einer Gemeinde in der Nähe von Meran in Südtirol geboren. Er war als Tischler und Zimmermann tätig und starb am 27. August 1893. Sein Wohnhaus in Partschins und sein Grab auf dem dortigen Friedhof sind heute noch erhalten. Ihm zu Ehren baute die Gemeinde ab 1993 – einhundert Jahre nach seinem Tod – das „Schreibmaschinenmuseum Peter Mitterhofer“. Es wurde 1997 mit 2000 Exponaten als das weltweit größte seiner Art eröffnet.

Peter Mitterhofer – Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Mitterhofer#/media/Datei:Peter_Mitterhofer_01.jpg

Mitterhofer konstruierte zwischen 1864 und 1869 fünf Schreibmaschinenmodelle, die ersten drei davon überwiegend aus Holz, dem ihm vertrauten Werkstoff. Zwar gab es schon seit 1714 mehrere Erfindungen von Schreibapparaten. Von diesen Maschinen gibt es aber keine original erhaltenen Modelle, sondern bestenfalls Patentschriften, Zeichnungen oder Nachbauten, so Siegfried Groß vom Vorsitzendenteam des Vereins.

Sein aus 300 Teilen bestehendes erstes Modell, mit dem nur Großbuchstaben und Satzzeichen geschrieben werden konnten und das noch kein Farbband verwendete, bezeichnete Mitterhofer selbst als „misslungen“. Die Schriftzeichen formte er aus Nadelspitzen, die an Typenstäben in einem kreisförmigen Typenkorb angeordnet waren und von unten auf eine Schreibplatte schlugen.

Mit seinem dritten Modell machte er sich Ende 1866 auf den Fußweg zum kaiserlichen Hof nach Wien, um sie dort Kaiser Franz Joseph I., dem Ehemann von Kaiserin „Sisi“, vorzustellen. Wie bei vielen anderen Erfindungen wurde aber die Sinnhaftigkeit solcher Entwicklungen sehr viel später erkannt. Anfang 1867 erhielt er allerdings nach Prüfung durch das Polytechnische Institut in Wien eine Subvention von 200 Gulden als „Anerkennung seines mühsamen und unverdrossenen Strebens“.

Die erste, in einer Stückzahl von 65 Exemplaren fabrikmäßig hergestellte Schreibmaschine ist die „Schreibkugel“ des dänischen Pastors und Taubstummenlehrers Hans-Rasmus Malling-Hansen aus dem Jahr 1867. In großen Stückzahlen wurden Schreibmaschinen ab Ende der 1870er Jahre unter anderem in den USA, Großbritannien und Deutschland gefertigt.

Ab dieser Zeit hielten Schreibmaschinen als unverzichtbare Helfer zunehmend Einzug in die Büros vieler Firmen und spätestens mit der heute noch verwendeten „QWERTY“- bzw. „QWERTZ“-Tastatur wurde auch das 10-Finger-Tastschreiben etabliert. Typische Frauenberufe wie die Stenotypistin und später die Sekretärin, als kurzschriftkundige und schnelle Maschinenschreiberin die „rechte Hand“ des Chefs, entstanden und verdrängten die bis dahin tätigen männlichen Kanzlisten und Schönschreiber aus den Büros.

Mitterhofer Modell 1 („Die Misslungene“) aus 1864 (Nachbau)

Vom ersten Mitterhofer-Modell besitzt das Museum historischer Schreibmaschinen des Stenografenvereins Treysa einen Nachbau; sicher das spektakulärste und wertvollste Modell der Sammlung. Die Originale von vier seiner fünf Modelle können in Museen in Dresden, Meran und Wien besichtigt werden; sein drittes Modell gilt als verschollen.